Signal schützt Stimmband

Schilddrüsen-Operationen am Kreiskrankenhaus: Neuromonitoring wacht über den Nerv

von Gudrun Schankweiler-Ziermann

Rotenburg. Bei einer Operation der Schilddrüse ist eines ganz besonders wichtig: Die Stimmbänder dürfen nicht beschädigt werden. Damit das nicht passiert, setzen die Chirurgen am Rotenburger Kreiskrankenhaus seit einigen Monaten das sogenannte Neuromonitoring (griech. neuron = Nerv) ein.

Mit dessen Hilfe müssen sich die Chirurgen bei der Operation jetzt nicht mehr nur aufs Auge und die Lupenbrille verlassen, was den Stimmbandnerv betrifft. Der Nerv ist nämlich nicht immer problemlos zu erkennen. Wenn die Chirurgen aber wissen, wo genau er sich befindet, können sie dort besonders behutsam vorgehen.

An dem Tubus, mit dem die Patienten während der Narkose beatmet werden, sind beim Neuromonitoring Elektroden befestigt, die in Kontakt mit den Stimmbändern stehen. Die Messelektrode überprüft den Nerv, der hinter oder über der Schilddrüse verläuft, und gibt zur Kontrolle ein Signal.

Häufigste Komplikation

Besonders bei Menschen, die schon einmal operiert wurden, aber auch bei allen anderen ist das Gerät hilfreich. Denn: Die häufigste Komplikation bei Schilddrüsen-OPs ist die Verletzung des Stimmband-Nervs, erklärt Dr. Martin Oechsner, chirurgischer Chefarzt am Kreiskrankenhaus. Er freut sich über die Anschaffung des Gerätes, das rund 10 000 Euro gekostet hat.

Die Nervenaktivität wird während der gesamten Operation gemessen und dokumentiert. Auf diese Weise kann man später sicher nachweisen, welche Ursache Heiserkeit nach der OP hat. Sie kann nämlich auch Folge der Beatmung (Intubation) während des Eingriffs sein, erläutert Oechsner. Heiserkeit mit dieser Ursache gibt sich meist nach zwei Wochen wieder und kann mit Stimmbandtraining behandelt werden.

Sicherheit für Patienten

Mit dem Verfahren dokumentiere man die Qualität der OP und gewährleiste höchstmögliche Patientensicherheit, sagt Chefarzt Oechsner. Patienten, die mit dieser Sicherheit operiert werden möchten, werden auch im Klinikum Bad Hersfeld mithilfe des Neuromonitorings operiert, sagt der dortige Chefarzt der Chirurgie, Dr. Peter Vogel. Die meisten Schilddrüsen-OPs werden dort von der HNO-Klinik unter Leitung von Prof. Dr. Peter Issing vorgenommen.

Schutz für den Stimmbandnerv: Dr. Martin Oechsner (links), Chefarzt der Chirurgie am Kreiskrankenhaus Rotenburg, und OP-Manager Bernd Wittich zeigen das Gerät zum Neuromonitoring. Erst vor sechs Jahren wurde der OP-Trakt neu gebaut und ausgestattet. Er verfügt über zwei Säle mit moderner Technologie.

Quelle: HNA