Leistenbruch-OPs mit winzigen Instrumenten
Die Schlüsselloch-Chirurgie entwickelt sich weiter: Mit einem am Rotenburger Kreiskrankenhaus (KKH) entwickelten Verfahren werden Leistenbrüche jetzt mit noch kleineren Instrumenten als bisher operiert. Die Patienten haben anschließend praktisch keine Schmerzen mehr und verlassen das Krankenhaus am nächsten Tag mit einem Pflaster am Bauchnabel. Minimalinvasiv nennen die Mediziner die Operationen, die viele als „Schlüsselloch-Chirurgie“ kennen. Auf diese Weise werden heute die meisten Leistenbrüche operiert. Wie aber kann man den erforderlichen Zugang bei Leistenbruch-Operationen noch kleiner halten? Diese Frage hatten sich der Chefarzt der Chirurgie am Kreiskrankenhaus, Dr. Martin Oechsner, und sein Team gestellt. Sie entwickelten eine ganz neue Methode, die sie wegen der winzigen Zugänge nun „mikroinvasive Chirurgie“ nennen. Für die Schlüsselloch-Chirurgie brauchen die Ärzte drei Instrumente: An einem befinden sich Licht und eine kleine Kamera, damit der Chirurg auf einem Bildschirm sehen kann, was er tut. Mit einem zweiten Instrument hält er eine extrem kleine Schere, um Gewebe oder Faden schneiden zu können. Und mit einem dritten Instrument wird die Nadel zum Nähen festgehalten. Der Chefarzt und seine Oberärzte Andreas Schmidt und Dr. Christof Kames setzen mit der neu entwickelten Methode wiederverwendbare Instrumente ein, die sie über zwei winzige Löcher in beiden Leisten und einen etwa einen Zentimeter langen Zugang am Nabel führen. Durch den Zugang am Nabel werden die Kamera samt Licht und das etwa zehn mal 15 Zentimeter große, zusammengefaltete Netz geschoben, das den Bruch verschließen wird – siehe Hintergrund. Über die beiden Zugänge in den Leisten werden die nur noch zwei Millimeter starken Instrumente geschoben, mit denen der Chirurg schneidet und näht. Die gebogene Nadel wird nach Verwendung in den Zugang am Bauchnabel geschoben und von dort wieder herausbefördert. Keine Schmerzen Die zwei kleinen Löcher in den Leisten werden geklebt, der einen Zentimeter große Zugang am Nabel wird genäht und ist hinterher praktisch nicht mehr zu sehen. Die Patienten haben anschließend so gut wie keine Schmerzen und auch kein Nachbluten mehr. Sieben Patienten wurden bisher nach der neuen Methode operiert, erklärt Dr. Oechsner. Sie konnten noch am OP-Tag wieder essen und duschen und verließen das Krankenhaus am nächsten Tag nur mit einem Pflaster am Bauchnabel. Viele, aber nicht alle Patienten können von der neuen Technik profitieren. Bei schon lange bestehenden Brüchen operiert man in Rotenburg weiter herkömmlich, wobei 95 Prozent der OPs per Schlüsselloch vorgenommen werden. Auch Kinder ab vier Jahren werden operiert. Künftig könnte die neue Technik auch bei Darm- und Gallen-OPs angewendet werden. KKH-Geschäftsführer Reiner Schickling äußerte sich erfreut über die Entwicklung der schonenden mikroinvasiven Operationsmethode, die Investitionskosten für neue Instrumente übernehme man gerne.
Quelle: HNA
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