Rotenburg. Der Alarm geht um 13.50 Uhr ein: Ein schwer verletzter Radfahrer wird angekündigt. Der junge Mann soll ins Kreiskrankenhaus Rotenburg gebracht werden. Er hat schwere Verletzungen an Armen und Beinen und eine Gehirnerschütterung.
Der Schockraum steht bereit: Beatmung, Ultraschall, Lungendrainage, Wundversorgung, Kreislaufstabilisierung - alles ist hier möglich. Das CT befindet sich nur einen Raum weiter, OP-Räume stehen zur Verfügung.Als der mehrfach verletzte Patient eintrifft, steht ein großes Team mit zwei Chirurgen, einem Anästhesisten, zwei Ambulanzschwestern und Fachkräften in der Radiologie und im Labor bereit. Das Team mit acht Personen ist über den Patienten informiert. Im Hintergrund steht bei Bedarf ein OP-Team in den Startlöchern.
Der Schockraum ist warm und jederzeit für Notfälle bereit. Polytraumatisierte Patienten (siehe Stichwort) erfahren hier die bestmögliche Versorgung. Dass das so ist, bestätigt ein Zertifikat dem KKH. Das Krankenhaus erfüllt die Anforderungen zur Behandlung von Schwerverletzten nach den Kriterien des Weißbuches der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Dabei wurden neben der räumlichen, apparativen und personellen Ausstattung des Schockraums vor allem auch die internen Arbeitsabläufe und abteilungsübergreifenden Absprachen vor Ort genau überprüft. Es ist die zweite, die Rezertifizierung nach drei Jahren.
Etwa 15 polytraumatisierte Patienten werden pro Jahr am KKH versorgt. Auch nachts ist das Team in zehn Minuten vor Ort, sagt Chefarzt Dr. Martin Oechsner. Ziel ist es, dass eine Stunde nach einer schweren Verletzung Transport, Diagnose und Erstversorgung gelaufen sind und der Patient entweder im OP ist, auf der Intensivstation oder verlegt in eine Spezialklinik, etwa wenn es um komplizierte Beckenfrakturen oder neurochirurgische Eingriffe geht.Dr. Oechsner weist darauf hin, dass Patienten am KKH nicht nur unfallchirurgisch, sondern auch bauchchirurgisch bestens versorgt werden können, etwa bei Leber- oder Milzriss.
Mit der Radiologie gleich nebenan könne man eine Diagnostik auf universitärem Niveau bieten und die meisten Patienten vor Ort versorgen. Auch bei einem Schädel-Hirn-Trauma können Patienten zunächst in Rotenburg stabilisiert werden, erklärt Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner Martin Franke.Alle wichtigen Daten werden dokumentiert und dienen anschließend als Grundlage für Studien, sagt Unfallchirurg Andreas Schmidt. Man könne dem Anspruch gerecht werden, Unfallopfer gut zu versorgen und Folgeschäden zu vermeiden. Dazu gehört auch die ständige Weiterbildung des Teams. Der Leitende Oberarzt weist auch darauf hin, dass Schwerstverletzte mit dem Traumanetzwerk Osthessen garantierte Aufnahme in einer geeigneten Klinik finden und nicht mehr von einem Haus ans nächste verwiesen werden können.
Quelle: HNA
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